Epilog
Bei Isla Santa Ines, Chile 30. November
Es war eine kleine Insel, eine von vielen Hunderten südlich der Magellanstraße, am unteren Ende Chiles, am unteren Ende Südamerikas, am unteren Ende der Welt.
Kaum sechshundert Kilometer südlich der Insel lagen die South Shetland-Inseln und die Antarktis. Diese kleine Insel lag der Antarktis am nächsten, ohne eigentlich dort zu sein. Der Name des Jungen war Jose und er lebte in einem kleinen Fischerdorf an der Westküste der Insel. Das Dorf lag am Rand der Bucht, die die alten Frauen La Bahia de la Aguila Platti nannten, die »Bucht des silbernen Adlers«.
Örtliche Geschichten besagten, dass vor vielen Jahren ein großer silberner Vogel mit einem feurigen Schwanz kurz vor der Bucht ins Meer geflogen sei. Der Vogel, sagten die Frauen, hatte Gott mit seiner Schnelligkeit und Schönheit beleidigt und daher hatte Gott Feuer an ihn gelegt und ihn ins Meer geworfen.
Jose glaubte nicht an solche Geschichten. Er war jetzt zehn und was ihn betraf, so war es bloß eine weitere Gespenstergeschichte, die die alten Frauen erzählten, um kleinen Kindern Angst einzujagen.
Heute war Tauchtag und Jose beabsichtigte, nach Muscheln zu tauchen und sie seinem Vater für ein Taschengeld zu verkaufen.
Der kleine Junge tauchte ins Meer und schwamm hinab. Zu dieser Zeit des Nachmittags gingen die Meeresströmungen landeinwärts. Jose hoffte, sie würden Muscheln mit sich bringen.
Er erreichte den Grund und fand rasch seine erste Muschel des Tags, aber er fand auch noch etwas anderes.
Ein kleines Stück Plastik.
Jose schnappte sich das Stück Plastik und kehrte zur Oberfläche zurück. Nachdem er die Oberfläche durchbrochen hatte, sah er sich das seltsame Ding in seiner Hand an. Es war rechteckig und ziemlich klein. Es war stark verblasst, aber Jose konnte den darauf eingravierten Namen lesen.
NIEMEYER.
Jose sah das Namensschildchen stirnrunzelnd an. Daraufhin warf er das wertlose Stück Plastik weg und nahm seine Suche nach Muscheln wieder auf.